Die Carninutrients Kreatin, Taurin, L-Carnitin & Co.: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

Mikronährstoffe
Die Carninutrients Kreatin, Taurin, L-Carnitin & Co.: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick
zuletzt aktualisiert: 29.11.2024
Lesedauer: 18 Min
von der Lebenskraftpur Redaktion
Die Carninutrients Kreatin, Taurin, L-Carnitin & Co.: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

Die Carninutrients Kreatin, Taurin, L-Carnitin & Co.: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

Wie sekundäre Pflanzenstoffe in Obst und Gemüse überzeugen auch Lebensmittel tierischer Herkunft mit speziellen, exklusiven Nährstoffen. So kommt die Gruppe der Carninutrients fast ausschließlich in Fisch und Fleisch vor und ist dementsprechend bei pflanzenbasierten Ernährungsformen wenig vorhanden. Jedoch weisen Stoffe wie Kreatin, Taurin, L-Carnitin oder Carnosin vielfältige Funktionen auf und können die sportliche Leistung, die Stoffwechselgesundheit oder die Herzfunktion unterstützen.

Inhaltsverzeichnis

Carninutrients – Das Wichtigste in Kürze

  • Carninutrients sind Nährstoffe, die sowohl in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch oder Fisch als auch im menschlichen Körper vorkommen, wo sie wichtige Funktionen erfüllen.
  • Die wichtigsten und bekanntesten Vertreter sind Kreatin, Carnitin, Taurin und Carnosin.
  • Der Körper kann diese Stoffe grundsätzlich in begrenztem Maße selbst produzieren, jedoch kann unter verschiedenen Umständen eine zusätzliche Aufnahme über Lebens- oder Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll und vorteilhaft sein.
  • Insbesondere Sportler, Vegetarier und Veganer profitieren von einer ausreichenden Zufuhr.
  • Die Carninutrients können sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit steigern und zu deren Erhalt im Alter beitragen.
  • Darüber hinaus zeigen sie sich vielversprechend hinsichtlich der Regulation der Herzgesundheit, des Zucker- und Fettstoffwechsels und weiterer Gesundheitsaspekte.

Was sind Carninutrients?

Der englische Begriff Carninutrients bezeichnet eine nicht einheitlich definierte Gruppe von Stoffen, die sowohl im menschlichen Körper als auch nahezu ausschließlich in bestimmten tierischen Lebensmitteln vorkommen. Dabei sind insbesondere Fisch, Muskelfleisch und Innereien reich an spezifischen Vertretern der Carninutrients. Daher leitet sich der Begriff auch vom lateinischen Wort „caro“ bzw. „carnis“ für Fleisch ab.

Zu den am besten erforschten und vermutlich relevantesten Carninutrients gehören:

  • Kreatin
  • Carnitin
  • Taurin
  • Carnosin

Interessant zu wissen: Im weiteren Sinne können auch bekanntere Stoffe wie Vitamin B12 oder Coenzym Q10 zu den Carninutrients gezählt werden. Darüber hinaus gehören auch bislang weniger bekannte Substanzen wie z.B. Anserin zur Gruppe der Carninutrients.

Diese Stoffe können in gewisser Weise als das tierische Pendant zu sekundären Pflanzenstoffen angesehen werden. Dennoch gibt es zwischen den beiden Gruppen relevante Unterschiede. So kann der Körper die genannten Carninutrients – im Vergleich zu sekundären Pflanzenstoffen – zwar in gewissem Maße selbst produzieren. Jedoch hat er auch einen dringenden Bedarf an diesen Stoffen, da sie essenzielle Funktionen im Organismus erfüllen. Das bedeutet: Der Körper muss diese entweder selbst in ausreichender Menge bilden oder sie müssen über die Ernährung zugeführt werden.

Daher kann es problematisch werden, wenn die Summe aus körpereigener Produktion und der aus Lebensmitteln aufgenommenen Menge nicht ausreicht, um den individuellen Bedarf zu decken. Je nach Größe der Lücke zwischen Bedarf und Versorgung kann es zu körperlichen oder kognitiven Leistungseinbußen kommen oder in sensiblen Lebensphasen (wie Schwangerschaft oder Stillzeit) auch zu gesundheitlichen Risiken.

Neben der Ernährungsweise können folgende Faktoren das Ausmaß der körpereigenen Produktion und den individuellen Bedarf an den genannten Stoffen beeinflussen:

  • Die körperliche Aktivität: Sportler haben tendenziell einen erhöhten Bedarf
  • Bestehende Erkrankungen
  • Nicht beeinflussbare Faktoren wie Alter, Geschlecht und Genetik

Tipp: Sportler können in besonderem Maße von einer guten Versorgung mit Carninutrients profitieren. Darüber hinaus können auch noch weitere Nährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel für Sportler interessant sein.

Kreatin Wirkung: Kraft, Gehirnleistung und Herzgesundheit

Kreatin ist ein wichtiges Molekül für die Energieversorgung – insbesondere in den Muskelzellen. Der Begriff leitet sich vom altgriechischen Wort „kreas“ für „Fleisch“ ab. Denn Kreatin kommt hauptsächlich in Fleisch und Fisch in relevanten Mengen vor. Auch im Menschen ist es v.a. in der Skelett- und Herzmuskulatur, aber auch im Gehirn in höheren Konzentrationen zu finden.

Zufuhr und Bedarf von Kreatin

Der tägliche Kreatin-Bedarf liegt bei etwa 2 g, wovon der Körper ca. die Hälfte selbst aus den 3 Aminosäuren Arginin, Glycin und Methionin bilden kann. Bei regelmäßigem Fleisch-Verzehr wird die zweite Hälfte meist ausreichend durch die Nahrung gedeckt. Von der zusätzlichen Kreatin-Einnahme können daher insbesondere folgende Personengruppen profitieren:

  • Veganer
  • Vegetarier
  • Flexitarier
  • Sportler

Während die ersten 3 genannten Gruppen kein bzw. kaum Kreatin über die Nahrung zuführen, haben Sportler aufgrund der erhöhten Muskelarbeit einen höheren Kreatin-Bedarf für eine optimale Leistungsfähigkeit. Insbesondere Sportler mit fleischarmer Ernährung können Vorteile aus der Kreatin-Einnahme ziehen.

Funktionen und Einsatzgebiete von Kreatin

Dabei gilt Kreatin als eines der am besten untersuchten Nahrungsergänzungsmittel hinsichtlich seiner steigernden Wirkung auf die sportliche Leistungsfähigkeit. Der grundlegende Mechanismus ist simpel: Kreatin wird in der Muskulatur als Kreatin-Phosphat gespeichert. Wenn der Muskel arbeitet, verbraucht er die typische Energiewährung des Körpers: ATP (Adenosintriphosphat).

Dabei verliert ATP eine Phosphat-Gruppe und es entsteht ADP (Adenosindiphosphat). Hier kommt Kreatin ins Spiel: Das Kreatin-Phosphat kann eine Phosphatgruppe an ADP abgeben, wodurch dieses wieder zum energiereichen ATP regeneriert (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Rolle von Kreatin bei der Energieversorgung der Muskeln.

Hinweis: Die Kreatin-Einnahme kann zu erhöhten Kreatinin-Werten im Blut und Urin beitragen. Daher sollte im Falle einer Kreatinin-Bestimmung der Arzt über die Kreatin-Einnahme informiert werden, um eine falsche Interpretation des erhöhten Wertes zu vermeiden.

Dabei ist Kreatin insbesondere im Kraftsport und Bodybuilding bekannt und längst bewährt. Doch auch darüber hinaus können Athleten verschiedener Sportarten von der Einnahme profitieren: Von Ballsportarten über Kampfsportler bis hin zu Sprintern. Die Einnahme von Kreatin kann neben der leistungssteigernden Wirkung vermutlich auch die Regeneration fördern und Verletzungen vorbeugen1.

Weitere Forschungs- und potenzielle Einsatzgebiete von Kreatin sind:

  • Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit (insb. bei älteren Menschen)2
  • Verbesserung der Herz-Kreislauf-Gesundheit (insb. bei Risikogruppen)3
  • Verlangsamung von altersbedingtem Muskelabbau4
  • Linderung von Depressionen5

Zusammenfassend schlussfolgert die Internationale Gesellschaft für Sporternährung (ISSN) daher:

Kreatinmonohydrat [= gängigste Kreatin-Verbindung zur Supplementierung] ist das wirksamste ergogene [= leistungssteigernde] Nahrungsergänzungsmittel, das Sportlern derzeit zur Verfügung steht, um die Belastbarkeit bei hoher Intensität und die fettfreie Körpermasse beim Training zu erhöhen. Die Einnahme von Kreatinmonohydrat ist nicht nur sicher, sondern hat Berichten zufolge auch eine Reihe von therapeutischen Vorteilen für gesunde und kranke Menschen, von Säuglingen bis hin zu älteren Menschen [1].

Zusammenfassung:

  • Carninutrients sind Stoffe, die im menschlichen Körper und v.a. in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Innereien vorkommen.
  • Die wichtigsten Vertreter Kreatin, Carnitin, Taurin und Carnosin erfüllen essenzielle Funktionen im Organismus und können vom Körper in begrenztem Maß produziert werden.
  • Der individuelle Bedarf hängt von Ernährung, körperlicher Aktivität, Alter, Geschlecht, Genetik und Gesundheit ab.
  • Insbesondere Sportler, Vegetarier und Veganer profitieren von einer ausreichenden Zufuhr durch die Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel.
  • Kreatin kann als bekanntester Vertreter der Carninutrients erwiesenermaßen die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern und vermutlich auch die kognitiven Fähigkeiten sowie die Herzgesundheit fördern.

Taurin Wirkung: Antioxidans, Augengesundheit und Jungbrunnen?

Taurin ist eine schwefelhaltige Aminosäure, die im Gegensatz zu den 20 sog. proteinogenen Aminosäuren vom Körper nicht für den Aufbau von Proteinen genutzt wird. Dennoch gehört Taurin zu den häufigsten Aminosäuren im Körper, was bereits deren Bedeutung im menschlichen Organismus unterstreicht.

Interessant zu wissen: Taurin wurde erstmals im 19. Jahrhundert aus der Gallenflüssigkeit von Rindern isoliert und ist daher nach dem lateinischen Begriff „taurus“ für „Stier“ benannt.

Zufuhr und Bedarf von Taurin

Über eine mischköstliche Ernährung mit Fleischverzehr können durchaus ausreichende Mengen Taurin aufgenommen werden. Allerdings sind insbesondere Meeresfrüchte – allen voran Muscheln – reich an Taurin. Je nach Zusammensetzung der Ernährung können täglich zwischen einigen Milligramm bis hin zu mehreren Hundert Milligramm Taurin aufgenommen werden (vgl. Tab. 1).

Lebensmittel

Tauringehalt (pro 100 g)

Muscheln

400-800 mg

Dunkles Geflügelfleisch (wie Schenkel/Keule)

200 mg

Weißfisch (wie Scholle, Heilbutt oder Kabeljau)

170 mg

Thunfisch

40 mg

Rinder- und Schweinefleisch

50 mg

Helles Hühnerfleisch (Brust)

15 mg

Kuhmilch

2 mg

Tab. 1: Durchschnittlicher Taurin-Gehalt verschiedener Lebensmittel (zubereitet).

Darüber hinaus kann der Körper je nach Individuum täglich auch ca. 100 mg Taurin selbst bilden. Je nach Alter, Genetik, Geschlecht oder Versorgung mit den Ausgangssubstanzen (insb. die Aminosäure Methionin) kann sowohl die körpereigene Bildung als auch der tägliche Bedarf höher oder niedriger ausfallen.

Funktionen und Einsatzgebiete von Taurin

Die Funktionen von Taurin im Körper sind äußerst vielfältig. Dazu gehören u.a.:

  • Wichtige Rolle als Antioxidans
  • Regulierung verschiedener Zellfunktionen (wie Stabilisierung der Zellmembran)
  • Bildung von Gallensäuren (von Bedeutung für die Fettverdauung)
  • Regulierung der Herzaktivität
  • Embryonale und kindliche Entwicklung

Die zusätzliche Einnahme von Taurin zeigt sich in verschiedenen Studien als äußerst vielversprechend. Insbesondere hinsichtlich Stoffwechsel-Erkrankungen scheint Taurin schützende bis therapeutische Effekte zu haben. So wird Taurin in der Wissenschaft als Schutzfaktor vor Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder auch Fettstoffwechsel-Störungen diskutiert6–8.

Gut zu wissen: Bluthochdruck sollte als Gesundheitsrisiko nicht unterschätzt werden. Verschiedene Mikronährstoffe und Pflanzenstoffe können zur Regulation und Prävention von erhöhtem Blutdruck beitragen.

Zudem gibt es starke Hinweise, dass ein Mangel an Taurin die Entstehung von Erkrankungen der Netzhaut (wie Glaukom oder diabetische Retinopathie) begünstigen könnte. Diese ist bei gesunden Menschen i.d.R. besonders reich an Taurin9.

Für Schlagzeilen in der Wissenschaft sorgte Taurin zudem im Jahre 2023 mit der Veröffentlichung einer aufsehenerregenden Forschungsarbeit mit dem Titel „Taurinmangel als Triebkraft des Alterns“. Die Forscher setzten sich intensiv mit der Rolle der Aminosäure Taurin im Alterungsprozess bei verschiedenen Tierarten und auch beim Menschen auseinander. Zu den eindrucksvollen Ergebnissen gehörte u.a., dass die Tauringabe die mittlere Lebenserwartung von Mäusen um 10 bis 12 % erhöhte10.

L-Carnitin Wirkung: Stoffwechsel, Herzgesundheit und Muskelregeneration

Die Aminosäure-ähnliche Verbindung L-Carnitin reiht sich ebenfalls in die Gruppe der Carninutrients ein und ist ähnlich wie Kreatin im Sportbereich bekannt geworden. Dabei lohnt ein genauerer Blick auf diese Verbindung, die nicht nur für Sportler, sondern auch für die allgemeine Gesundheit und den Stoffwechsel von Bedeutung ist.

Zufuhr und Bedarf von L-Carnitin

Wie bereits der Überbegriff Carninutrients leitet sich auch L-Carnitin vom lateinischen Wort für Fleisch ab. Denn der Stoff kommt ebenfalls überwiegend in Fleisch – insbesondere Schaf und Lamm – in großen Mengen vor. Milch und daraus hergestellte Produkte können ebenfalls geringe Mengen L-Carnitin liefern, während pflanzliche Produkte keine nennenswerten Mengen L-Carnitin enthalten.

Daher nehmen Mischköstler je nach Schätzungen 5- bis 10-mal mehr L-Carnitin auf als Vegetarier, während Veganer kein L-Carnitin über die Nahrung zuführen. Die körpereigene Bildung liefert i.d.R. nur einen Bruchteil der Menge, die bei täglichem Fleischverzehr aufgenommen werden würde. Wie hoch der Bedarf an L-Carnitin für ein optimales Funktionieren des Körpers tatsächlich ist, ist bislang noch nicht ausreichend erforscht.

Gut zu wissen: Die körpereigene Bildung von Kreatin, Taurin und L-Carnitin ist abhängig von der Verfügbarkeit der Aminosäure Methionin. Diese ist in pflanzlichen Proteinquellen tendenziell deutlich weniger vorhanden als in tierischen Lebensmitteln wie z.B. Eiern. Daher kann eine vegane, Methionin-arme Ernährung, die Versorgungslücke mit den Carninutrients weiter vergrößern.

Funktionen und Einsatzgebiete von L-Carnitin

Gesichert ist jedoch, dass L-Carnitin eine zentrale Rolle im Fettstoffwechsel einnimmt. So fungiert es als eine Art „Taxi“, um langkettige Fettsäuren (aus der Nahrung oder dem Fettgewebe) in die Mitochondrien zur zellulären Energiegewinnung zu transportieren. Daher wurde es in der Fitnessszene lange als „Fatburner“ vermarktet. Die alleinige Einnahme von L-Carnitin führt dabei jedoch in aller Regel nicht zur Gewichtsabnahme.

Dennoch ist es von Bedeutung für einen gesunden Stoffwechsel und kann vermutlich verschiedene Parameter wie erhöhte Blutfettwerte oder auch erhöhten Blutzucker verbessern11. Auch die Herz- und Lebergesundheit könnten von der L-Carnitin-Einnahme profitieren, wie Studien nahelegen12,13.

Für Sportler kann L-Carnitin ebenfalls hilfreich sein, indem es Muskelkater mindert und die Regeneration der Muskulatur beschleunigt. In Studien ist dieser Effekt bislang insbesondere für Anfänger im Krafttraining nachgewiesen14. Interessanterweise enthalten sowohl die Skelettmuskulatur als auch die Herzmuskulatur besonders viel L-Carnitin.

Carnosin und Beta-Alanin Wirkung: Nerven, Blutzucker und sportliche Leistungsfähigkeit

Carnosin ist ein Dipeptid, das aus den beiden Aminosäuren Beta-Alanin und Histidin gebildet wird. Es kommt in hohen Konzentrationen in Geweben vor, die hohem oxidativem Stress ausgesetzt sind, wie der Skelettmuskulatur, dem Herzen und dem Gehirn.

Zufuhr und Bedarf von Carnosin

Wie auch die anderen Carninutrients ist Carnosin – sowie die aufbauende Aminosäure Beta-Alanin – ausschließlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Fisch enthalten. Der Körper kann zwar selbst Carnosin produzieren, dieser Prozess kann jedoch durch die Verfügbarkeit von Beta-Alanin eingeschränkt sein.

Der tägliche Bedarf wird auf etwa 600 mg geschätzt. Eine Mischkost kann ca. 400-600 mg Carnosin täglich liefern und so eine ausreichende Zufuhr sicherstellen. Bei einer pflanzlichen Ernährung wird kein Carnosin von außen zugeführt, weshalb der Körper das Carnosin und auch das benötigte Beta-Alanin selbst produzieren muss.

Funktionen und Einsatzgebiete von Carnosin

Für Carnosin sind bislang antioxidative, Nerven-schützende und Blutzucker-stabilisierende Eigenschaften nachgewiesen. So wird es z.B. als Schutzfaktor vor Alzheimer diskutiert oder als potenzielles Therapeutikum bei Diabetes15,16. In einer Untersuchung konnte bspw. gezeigt werden, dass sowohl die Einnahme von Carnosin als auch die Einnahme seines Vorläufers Beta-Alanin verschiedene Blutzucker-Parameter (wie Nüchtern-Blutzucker und HbA1c) bei Menschen mit Insulinresistenz verbesserte16.

Interessant zu wissen: Neben Carnosin scheinen auch Polyphenol-haltige Lebensmittel und Pflanzenextrakte wie z.B. Heidelbeeren oder Grüntee sowie geeignete Lebensstil-Maßnahmen wie Sport, Stressreduktion oder ausreichend Schlaf zum Erhalt der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter beitragen zu können.

Die Einnahme von Beta-Alanin ist darüber hinaus auch bei einigen Sportlern beliebt. Denn durch die Erhöhung der muskulären Carnosin-Spiegel kann eine erhöhte Leistungsfähigkeit bei hochintensiven Sportarten erzielt werden, indem die Übersäuerung des Muskels verzögert wird17.

Zusammenfassung:

  • Die Aminosäure Taurin unterstützt Zellfunktionen, antioxidative Prozesse, die Herzgesundheit und Fettverdauung und wird hinsichtlich schützender Effekte auf Stoffwechsel- und Augenerkrankungen untersucht.
  • L-Carnitin ist von essenzieller Bedeutung für den Fettstoffwechsel, unterstützt die Energiegewinnung, Herz- und Lebergesundheit und könnte darüber hinaus die Muskelerholung von Sportlern beschleunigen.
  • Carnosin hat antioxidative, blutzuckerstabilisierende und nervenschützende Effekte und kann durch Säure-puffernde Eigenschaften die muskuläre Leistungsfähigkeit bei intensiven Belastungen steigern.

Carninutrients: Einnahme und Dosierung

Wer auf tierische Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch verzichten, jedoch trotzdem seinen Organismus bei der körpereigenen Bildung von Carninutrients unterstützen möchte, kann diese in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zuführen.

Die Dosierung kann dabei je nach Situation und Körpergewicht anders ausfallen. So benötigen Flexitarier mit gelegentlichem Fleischverzehr voraussichtlich weniger der einzelnen Stoffe als Vegetarier oder strenge Veganer. Um den grundlegenden Bedarf zu decken, kann man sich an den üblichen Verzehrmengen bei einer Mischkost orientieren (vgl. Tab. 2).

Bei hoher sportlicher Betätigung kann die Dosierung zudem noch etwas höher gewählt werden, um die Versorgung zu optimieren. Zu therapeutischen Zwecken in den genannten Einsatzgebieten sind i.d.R. die höchsten Einnahmemengen erforderlich.

Stoff

Normale Aufnahmemengen bei Mischkost

Typische Dosierungen für Sportler oder zu therapeutischen Zwecken

Kreatin

ca. 1 g

3-7 g

Taurin

bis zu 400 mg

1-5 g

L-Carnitin

bis zu 300 mg

0,5-2 g

Carnosin bzw. Beta-Alanin

bis zu 600 mg

bis zu 6 g Beta-Alanin

Tab. 2: Übersicht über die Aufnahmemengen von Carninutrients bei Mischkost und typische Dosierungen für Sportler und therapeutische Zwecke.

Dabei gelten Kreatin und Taurin als besonders gut verträglich und sicher in den genannten Dosierungen und darüber hinaus. L-Carnitin sollte nicht in Mengen von über 2 g eingenommen werden, um Nebenwirkungen wie Mundgeruch, Magen-Darm-Beschwerden und andere zu vermeiden.

Carnosin wird in aller Regel aufgrund des äußerst hohen Rohstoff-Preises ohnehin nicht in höheren Mengen eingenommen – anders als Beta-Alanin. Denn die Carnosin-Vorstufe wird von Sportlern gerne in höheren Mengen genutzt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass bei Mengen ab ca. 800 mg/Portion ein unangenehmes, jedoch ungefährliches Kribbeln an verschiedenen Körperstellen auftreten kann. Um das zu vermeiden, sollten größere Mengen auf verschiedene Tageszeitpunkte verteilt werden.

Carninutrients kaufen: Worauf sollte man achten?

Beim Kauf von Carninutrients kann insbesondere für Veganer, Vegetarier und Flexitarier ein Kombipräparat sinnvoll sein, um die Versorgung mit den einzelnen Stoffen zu vereinfachen. Dabei sollte auf folgende Faktoren geachtet werden:

  • Die Möglichkeit zur flexiblen Dosierung, um die Einnahme leicht an den individuellen Bedarf anpassen zu können.
  • Die richtigen Verbindungen: Während Taurin, Carnosin und Beta-Alanin als Reinsubstanzen zu bevorzugen sind, sollte Kreatin als die am besten erforschte Verbindung Kreatinmonohydrat und L-Carnitin idealerweise als eine der beiden gut bioverfügbaren Verbindungen L-Carnitin-Tartrat oder Acetyl-L-Carnitin im Präparat vorliegen.
  • Verzicht auf Zusatzstoffe: Neben den genannten Substanzen und ihren Verbindungen sollten in der Zutatenliste neben sinnvoll ergänzenden Nährstoffen keine überflüssigen Zusatzstoffe vorhanden sein.

Gut zu wissen: Für Menschen mit stark pflanzenbetonter Ernährung und insbesondere Veganer kann auch die Ergänzung mit Cholin sinnvoll sein. Das Vitaminoid ist vorwiegend in Eiern enthalten. Die vitaminähnliche Verbindung ist u.a. von Bedeutung für den Fettstoffwechsel und die Lebergesundheit. Kombipräparate aus den Carninutrients und Cholin können hier die Einnahme vereinfachen.

Zusammenfassung:

  • Carninutrients können neben tierischen Lebensmitteln auch über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden, was insbesondere für Vegetarier, Veganer oder Sportler vorteilhaft sein kann.
  • Die Dosierungen variieren je nach Ernährung, Aktivität und therapeutischem Einsatz.
  • Kreatin und Taurin gelten als äußerst sicher und verträglich, während hohe L-Carnitin-Dosierungen (> 2 g) Nebenwirkungen wie Mundgeruch und zu hohe Mengen Beta-Alanin (> 800 mg) unangenehmes Kribbeln auslösen können.
  • Wichtige Kauf- und Qualitätskriterien sind eine flexible Dosierung, bioverfügbare Verbindungen (z.B. Kreatinmonohydrat, L-Carnitin-Tartrat) und der Verzicht auf überflüssige Zusatzstoffe.

Fazit: Carninutrients als wertvolle Ergänzung bei fleischarmer Ernährung

Carninutrients wie Kreatin, Taurin, L-Carnitin und Carnosin sind wertvolle bioaktive Substanzen, die nahezu ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorkommen, wichtige Aufgaben im Körper erfüllen und aktueller Gegenstand der Forschung sind. Die zusätzliche Einnahme kann für Vegetarier und Veganer eine wertvolle Ergänzung zur pflanzenbasierten Ernährung darstellen. Daneben können auch Sportler oder Menschen mit bestimmten Erkrankungen von der Einnahme profitieren.

FAQ – Kurze Antworten auf häufige Fragen

Was sind Carninutrients?

Bei Carninutrients handelt es sich um eine Gruppe von Nährstoffen, die überwiegend oder ausschließlich in tierischen Lebensmitteln – insbesondere Muskelfleisch – vorkommen und wichtige Funktionen im Körper erfüllen. Dazu gehören z.B. die Muskel- und Herzfunktion oder die Gehirnleistung. Zu den wichtigsten Vertretern gehören Kreatin, Taurin, L-Carnitin und Carnosin.

Der Körper kann diese Stoffe in begrenztem Maße auch selbst produzieren. Neben der Ernährungsweise spielen auch das Ausmaß der körperlichen Aktivität oder nicht beeinflussbare Faktoren wie Alter, Geschlecht und Genetik eine Rolle dafür, ob die körpereigene Bildung für ein optimales Funktionieren des Organismus ausreicht.

Welche Stoffe gehören zu den Carninutrients?

Die wichtigsten und bekanntesten Vertreter der Carninutrients sind Kreatin, Taurin, L-Carnitin und Carnosin. Dabei handelt es sich um Nährstoffe, die überwiegend oder ausschließlich in tierischen Lebensmitteln – insbesondere Muskelfleisch – vorkommen und wichtige Funktionen im Körper erfüllen. Im weiteren Sinne können auch bekanntere Stoffe wie Vitamin B12 oder Coenzym Q10 zu den Carninutrients gezählt werden. Darüber hinaus gehören auch bislang weniger bekannte Substanzen wie z.B. Anserin zur Gruppe der Carninutrients.

Warum bzw. wann sollte man die Carninutrients ergänzen?

Die Carninutrients können zwar vom Körper selbst gebildet werden, das reicht jedoch je nach Ernährung, Genetik oder auch Alter nicht immer aus, um den Bedarf in idealer Weise zu decken. Dann kann eine Ergänzung der jeweiligen Stoffe sinnvoll sein, um ein optimales Funktionieren des Organismus zu gewährleisten.

Insbesondere bei fleischarmer Ernährung – also für Veganer, Vegetarier und Flexitarier – sowie für sportlich sehr aktive Menschen kann die ergänzende Einnahme vorteilhaft sein. Darüber hinaus bieten die Carninutrients auch therapeutisches Potenzial bei bestimmten Erkrankungen, Stoffwechsel-Störungen oder altersbedingten Abbauprozessen.

Quellen

  1. Kreider, Kalman, et al., ‘International Society of Sports Nutrition position stand: safety and efficacy of creatine supplementation in exercise, sport, and medicine’, J Int Soc Sports Nutr, vol. 14, no. 1, p. 18, Jun. 2017. [Accessed: 20 November 2024].
  2. Prokopidis, Giannos, et al., ‘Effects of creatine supplementation on memory in healthy individuals: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials’, Nutr Rev, vol. 81, no. 4, pp. 416–427, Apr. 2023. [Accessed: 20 November 2024].
  3. Clarke, Kim, et al., ‘The Evolving Applications of Creatine Supplementation: Could Creatine Improve Vascular Health?’, Nutrients 2020, Vol. 12, Page 2834, vol. 12, no. 9, p. 2834, Sep. 2020. [Accessed: 20 November 2024].
  4. Balestrino and Adriano, ‘Beyond sports: Efficacy and safety of creatine supplementation in pathological or paraphysiological conditions of brain and muscle’, Med Res Rev, vol. 39, no. 6, pp. 2427–2459, Nov. 2019. [Accessed: 20 November 2024].
  5. Kious, Kondo, et al., ‘Creatine for the Treatment of Depression’, Biomolecules, vol. 9, no. 9, p. 406, Sep. 2019. [Accessed: 20 November 2024].
  6. Sarkar, Basak, et al., ‘Prophylactic role of taurine and its derivatives against diabetes mellitus and its related complications’, Food and Chemical Toxicology, vol. 110, pp. 109–121, Dec. 2017. [Accessed: 25 November 2024].
  7. Wójcik, Koenig, et al., ‘The potential protective effects of taurine on coronary heart disease’, Atherosclerosis, vol. 208, no. 1, pp. 19–25, Jan. 2010. [Accessed: 25 November 2024].
  8. Guan and Miao, ‘The effects of taurine supplementation on obesity, blood pressure and lipid profile: A meta-analysis of randomized controlled trials’, Eur J Pharmacol, vol. 885, Oct. 2020. [Accessed: 25 November 2024].
  9. Froger, Moutsimilli, et al., ‘Taurine: The comeback of a neutraceutical in the prevention of retinal degenerations’, Prog Retin Eye Res, vol. 41, pp. 44–63, Jul. 2014. [Accessed: 25 November 2024].
  10. Singh, Gollapalli, et al., ‘Taurine deficiency as a driver of aging’, Science (1979), vol. 380, no. 6649, Jun. 2023. [Accessed: 21 December 2023].
  11. Choi, Park, et al., ‘L-Carnitine’s Effect on the Biomarkers of Metabolic Syndrome: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials’, Nutrients, vol. 12, no. 9, p. 2795, Sep. 2020. [Accessed: 27 November 2024].
  12. Wang, Liu, et al., ‘l-Carnitine and heart disease’, Life Sci, vol. 194, pp. 88–97, Feb. 2018. [Accessed: 27 November 2024].
  13. Askarpour, Djafarian, et al., ‘Effect of L-Carnitine Supplementation on Liver Enzymes: A Systematic Review and Meta-analysis of Randomized Controlled Trials’, Arch Med Res, vol. 51, no. 1, pp. 82–94, Jan. 2020. [Accessed: 27 November 2024].
  14. Yarizadh, Shab-Bidar, et al., ‘The Effect of L-Carnitine Supplementation on Exercise-Induced Muscle Damage: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials’, J Am Coll Nutr, vol. 39, no. 5, pp. 457–468, Jul. 2020. [Accessed: 27 November 2024].
  15. Hipkiss, ‘Could carnosine or related structures suppress Alzheimer’s disease?’, J Alzheimers Dis, vol. 11, no. 2, pp. 229–240, 2007. [Accessed: 27 November 2024].
  16. Matthews, Dolan, et al., ‘Effect of Carnosine or β-Alanine Supplementation on Markers of Glycemic Control and Insulin Resistance in Humans and Animals: A Systematic Review and Meta-analysis’, Adv Nutr, vol. 12, no. 6, pp. 2216–2231, Nov. 2021. [Accessed: 27 November 2024].
  17. Saunders, Elliott-Sale, et al., ‘β-alanine supplementation to improve exercise capacity and performance: a systematic review and meta-analysis’, Br J Sports Med, vol. 51, no. 8, pp. 658–669, Apr. 2017. [Accessed: 27 November 2024].
Zurück zur Ratgeber-Übersicht

Newsletter abonnieren und keine Neuigkeiten verpassen

WICHTIG: Im Anschluss erhalten Sie eine E-Mail mit einem Link, um Ihre Anmeldung zum Newsletter zu bestätigen. Bitte beachten Sie auch unsere Datenschutzerklärung.