Traditionelle Ernährung: Grundlagen und gesundheitliche Vorteile

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Traditionelle Ernährung: Grundlagen und gesundheitliche Vorteile

zuletzt aktualisiert: 09.09.2024
Lesedauer: 13 Min
von der Lebenskraftpur Redaktion
Traditionelle Ernährung: Grundlagen und gesundheitliche Vorteile

Traditionelle Ernährung: Grundlagen und gesundheitliche Vorteile

Die traditionelle Ernährung ist ein Trend, der althergebrachtes bis längst vergessenes Wissen wieder aufleben lässt. Sie basiert auf Ernährungsgewohnheiten, die über Generationen hinweg in verschiedenen Kulturen weitergegeben wurden. Dabei landen lediglich natürliche Lebensmittel auf dem Teller, die höchstens auf traditionelle Weise verarbeitet werden. In der modernen, von Wohlstandserkrankungen geprägten Welt, kann eine traditionelle Ernährung von großem Wert sein.

Inhaltsverzeichnis

Traditionelle Ernährung – Das Wichtigste in Kürze

  • Die traditionelle Ernährung orientiert sich an den Essgewohnheiten ursprünglich lebender Völker sowie historisch geprägter Kulturen.
  • Der Zahnarzt und Ernährungswissenschaftler Weston A. Price hat mit seiner Forschungsreise in den 1930er Jahren das heutige Verständnis der traditionellen Ernährung entscheidend geprägt.
  • Traditionelle Ernährung enthält natürliche Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte und stimmt zu großen Teilen mit den Empfehlungen der modernen Ernährungswissenschaft überein.
  • Sie basiert auf einer hohen Vielfalt pflanzlicher, möglichst regionaler Lebensmittel, die durch hochwertige tierische Lebensmittel ergänzt werden.
  • Die Lebensmittel werden möglichst naturbelassen verzehrt oder durch klassische Methoden wie Einweichen, Fermentieren und Keimen verarbeitet.
  • In Summe kann eine traditionelle Ernährung das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes reduzieren.

Was ist traditionelle Ernährung?

Die traditionelle Ernährung ist keine einheitlich definierte Ernährungsweise, sondern vielmehr ein Konzept. Dieses orientiert sich bei der Auswahl der Lebensmittel und deren Zubereitungsmethoden an der Ernährung ursprünglich lebender (Natur-)Völker und traditionell geprägter Kulturen. Auch historische, über lange Zeiträume hinweg entwickelte und teils wieder in Vergessenheit geratene Ernährungsgewohnheiten der westlichen Welt können Teil der traditionellen Ernährung sein.

Kurzum: Die traditionelle Ernährung erweckt die Ernährungsweise vor der industriellen Lebensmittel-Verarbeitung wieder zum Leben.


Da je nach Kultur und geographischen bzw. klimatischen Bedingungen unterschiedliche Lebensmittel und Zubereitungsmethoden genutzt wurden, kann der Begriff traditionelle Ernährung auf verschiedene Weise interpretiert werden. So gibt es z.B. große Unterschiede zwischen den Essgewohnheiten von im Regenwald heimischen Naturvölkern, in der Arktis lebenden Inuit oder auch den vorindustriellen Ernährungsweisen Mitteleuropas. Dennoch gibt es einige überschneidende Grundprinzipien der traditionellen Ernährung – dazu später mehr.

Gut zu wissen: Unterschied zwischen traditioneller Ernährung und Paleo-Ernährung

Trotz einiger Gemeinsamkeiten ist die traditionelle Ernährung nicht mit der Paleo-Ernährung zu verwechseln. Letztere orientiert sich an der angenommenen Ernährungsweise der Jäger und Sammler der Altsteinzeit (Paläolithikum) und hat somit vielmehr einen historisch-evolutionären als -kulturellen Ansatz. Während bspw. landwirtschaftlich erzeugte Produkte wie Vollkorngetreide oder (Roh-)Milch in der Paleo-Diät ausgeschlossen werden, können sie durchaus Bestandteil der traditionellen Ernährung sein – sofern sie naturbelassen oder traditionell verarbeitet sind.

Der amerikanische Gesundheitsforscher, Ernährungswissenschaftler und Zahnarzt Weston A. Price hat das heutige Verständnis der traditionellen Ernährung entscheidend geprägt. Er bereiste in den 1930er Jahren verschiedenste Regionen der Welt und studierte die Ernährungsgewohnheiten indigener Völker und traditionell lebender Gemeinden.

Dabei stellte er u.a. fest, dass diese Menschen häufig sowohl über eine bessere Zahn- als auch Allgemeingesundheit als westlich lebende Menschen verfügten. Sobald diese jedoch auf eine moderne, industrialisierte Ernährungsweise umstellten, verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand und die Anzahl an typischen Volkskrankheiten stieg an. Seine Beobachtungen und Erkenntnisse hielt Weston A. Price in seinem Buch „Nutrition and Physical Degeneration“ fest1.

Was sind die Grundlagen der traditionellen Ernährung?

Wie bereits erwähnt, haben traditionelle Ernährungsweisen viele ähnliche Grundprinzipien, was die Lebensmittelauswahl und Verarbeitungsmethoden betrifft. Dazu gehören:

  • Eine hohe Vielfalt pflanzlicher, wenig verarbeiteter Lebensmittel
  • Klassische Verarbeitungsmethoden, die Lebensmittel bekömmlicher machen: Einweichen, Fermentieren und Keimen
  • Verzehr regionaler Lebensmittel in Bio-Qualität
  • Nutzung von Tieren als Nahrungsquelle gemäß dem Grundsatz „Nose to tail“2

Pflanzliche Vielfalt und geringe Verarbeitung

Je nach geographischer Lage kann die traditionelle Ernährung ganz unterschiedliche pflanzliche Lebensmittel enthalten. Jedoch ist die Vielfalt im Speiseplan dabei nahezu überall vorhanden. Saisonal und regional verfügbares Obst und Gemüse sind dabei zentrale Bestandteile. Diese werden häufig durch stärkehaltige Knollen – wie hierzulande die Kartoffel – und verschiedene Getreidesorten ergänzt.

Hervorzuheben ist hierbei, dass das Getreide i.d.R. als volles Korn verwendet wird. Frisch vermahlen und/oder traditionell verarbeitet lassen sich daraus vielfältige Speisen sowie auch Brot zubereiten. Aufgereinigte Weißmehlprodukte werden dagegen kaum verzehrt.

Daneben landen Pseudogetreide (z.B. Buchweizen oder Quinoa) und Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Bohnen oder Erbsen) in den meisten traditionellen Ernährungsformen regelmäßig auf dem Speiseplan und vergrößern die pflanzliche Vielfalt umso mehr. Durch verschiedene Zubereitungsmethoden lässt sich die Bekömmlichkeit dieser Lebensmittel zudem stark verbessern und ihre Nährstoffe werden für den Körper leichter zugänglich.

Gut zu wissen: Verarbeitete Lebensmittel in der traditionellen Ernährung

Auf industriell stark verarbeitete Lebensmittel wird gemäß der modernen traditionellen Ernährung weitgehend verzichtet. Dazu zählen bspw. Süßigkeiten, Fertiggerichte mit Zusatzstoffen, Backwaren, Wurstwaren, Fleischersatzprodukte oder Softdrinks. Auch die Wissenschaft legt nahe, dass der häufige Verzehr solcher Lebensmittel mit zahlreichen Erkrankungen in Zusammenhang steht3.

Einweichen: Bekömmlichere Lebensmittel

Durch mehrstündiges Einweichen von Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten oder auch Pseudogetreide vor dem Kochen kann die Verträglichkeit dieser Lebensmittel erhöht werden. Denn beim Einweichen in Wasser werden bestimmte Enzyme im Korn aktiviert, die sog. Antinährstoffe wie die Phytinsäure abbauen.

Gut zu wissen: Was sind Phytate?

Phytate oder Phytinsäuren sind sekundäre Pflanzenstoffe, die Mineralien binden und dadurch ihre Aufnahme hemmen können. Sie kommen in Samen, Kernen, Hülsenfrüchten und Getreiden vor. Zudem dienen sie den Pflanzen als Speicher für Phosphat und Mineralien und verhindern, dass die Samen frühzeitig austreiben. Erst bei ausreichend langem Kontakt mit Wasser wird die Phytinsäure abgebaut und gibt die Nährstoffe für den Keimvorgang frei.

Dadurch steigt sowohl die Bekömmlichkeit des Korns als auch die Bioverfügbarkeit der enthaltenen Mineralstoffe an. Ein positiver Nebeneffekt ist zudem, dass auch die Kochzeit verkürzt wird.

Keimen: Nährstoffreichere Lebensmittel

Das Keimen ist sozusagen die Fortführung des Einweichens. Nachdem durch Wasser die Hemmstoffe wie Phytinsäure ausgeschwemmt und enzymatisch abgebaut wurden, wird das Korn bzw. der Samen innerhalb von 1-3 Tagen in feuchter Umgebung bzw. im Wasserbad zum Leben erweckt. Dabei entsteht ein sichtbarer Keimling aus dem Samen und er wird zu einem Pflänzchen.

Die schützenden Hemmstoffe werden dabei weiter abgebaut und geben gespeicherte Nährstoffe für das Wachstum frei. Zudem werden beim Keimen auch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe gebildet. So sind bspw. gekeimte Brokkolisamen oder junge Brokkolisprossen noch reichhaltiger an dem wertvollen Senföl Sulforaphan als die ungekeimten Samen.

Praxistipp: Wie funktioniert Keimen?

Beim Keimen werden die Körner bzw. Samen nach dem Einweichen abgewaschen und dürfen anschließend über mehrere Tage in einem Keimglas (bzw. auf einem Keimsieb) ihre Keimwurzel und teilweise auch Keimblätter ausbilden. Dabei sollten die Keimlinge mehrmals täglich durchgespült werden. Je nach Getreide, Hülsenfrucht oder sonstigen Samen unterscheidet sich die Einweichzeit sowie auch die ideale Keimdauer. Einige Keimlinge sind bereits nach ein oder zwei Tagen verzehrbar, während andere eine Woche benötigen können.

Fermentieren: Sauerteigbrot & Co.

Fermentation ist eine Verarbeitungsmethode von Lebensmittel mithilfe von Mikroorganismen wie z.B. Milchsäure-Bakterien oder Hefepilzen. Die Lebensmittel werden dabei von den mikroskopisch kleinen Organismen sozusagen „vorverdaut“. Dadurch werden sie in der Regel bekömmlicher, ihr gesundheitlicher Wert kann ansteigen und sie werden zudem auf natürliche Weise länger haltbar. Deshalb wurde sich die Fermentation insbesondere zu Zeiten zu Nutze gemacht, als es noch keine Möglichkeit zur elektronischen Kühlung von Lebensmitteln gab.

Zudem können sich bei der Fermentation auch besondere Aromen ausbilden. Ebenfalls entstehen aufgrund der Milchsäurebakterien meist natürliche Säuren, die vielen fermentierten Lebensmitteln ihren typisch säuerlichen Geschmack verleihen.

Beispiele für fermentierte Lebensmittel sind:

  • Sauerteigbrot: Der rohe Teig wird hier mithilfe eines Sauerteigansatzes über mehrere Stunden bis idealerweise Tage fermentiert, bevor das Brot gebacken wird. Das Brot erhält dadurch einen charakteristischen Geschmack und ist besser verträglich, da bspw. auch Gluten-Proteine abgebaut werden.
  • Sauermilchprodukte: Milch kann auf unterschiedlichste Weise verarbeitet werden. Bekannte Sauermilchprodukte mit lebensfähigen Kulturen sind bspw. Joghurt und Kefir. Die entsprechenden Starterkulturen lassen sich auch im eigenen Haushalt herstellen.
  • Gemüsefermente: Beim Fermentieren von Gemüse sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Mit der richtigen Handhabung lassen sich viele verschiedene Gemüsesorten fermentieren. Bekannte Beispiele sind Sauerkraut oder das aus Korea stammende Kimchi.

Hinweis: Bei fermentierten Produkten aus dem Supermarkt sollte man genauer hinsehen. So enthält das pasteurisierte Sauerkraut aus der Dose z.B. keine lebensfähigen und gesundheitsförderlichen Bakterienkulturen mehr. Auch bei der industriellen Brotherstellung wird zugunsten einer zeiteffizienteren Produktion häufig getrickst oder vollständig auf Sauerteigführung verzichtet.

Regionale und Bio-Lebensmittel nutzen

Ein weiterer bedeutender und v.a. historisch bedingter Aspekt der traditionellen Ernährung ist die Verwendung von mehrheitlich regionalen Lebensmitteln in Bio-Qualität. In Zeiten vor der Globalisierung war es unüblich, tagtäglich Lebensmittel aus aller Welt zu kaufen. Es wurde gegessen, was vor Ort angebaut werden konnte und Saison hatte. Selbstverständlich sind deshalb importierte Lebensmittel nicht als ungesund zu bewerten. Jedoch kommt es v.a. den heimischen Bauern zugute, häufiger zu lokalen Produkten zu greifen.

Da zudem die industrielle Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden erst im 20. Jahrhundert Normalität geworden sind, wiesen die meisten vorher produzierten Lebensmittel Bio-Qualität auf – wenn auch ohne Bio-Siegel. Dementsprechend wird in der modernen traditionellen Ernährung beim Kauf tierischer Lebensmittel auch auf eine artgerechte Tierhaltung – wie z.B. Weidehaltung von Rindern – geachtet.

Zu den regional produzierten, traditionellen Lebensmitteln in Deutschland gehören z.B.:

  • Gemüse: Insbesondere verschiedene Kohlsorten und Wurzelgemüse wie Karotten, Sellerie oder Zwiebeln
  • Obst wie Äpfel, Beerenfrüchte und Steinobst
  • Getreide und Getreideprodukte aus z.B. Roggen, Dinkel oder Emmer
  • Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen
  • Kartoffeln
  • Tierische Lebensmittel wie Eier, Fleisch und Milch(-produkte)

Tipp: Auch die Wälder Deutschlands haben einige essbare und äußerst gesunde Schätze zu bieten. Dazu gehören bspw. Wildkräuter wie z.B. Bärlauch, Pilze wie z.B. Steinpilze oder auch wilde Früchte wie z.B. Brombeeren. Man sollte jedoch nur das mitnehmen, was sicher bestimmt wurde und worauf die Natur verzichten kann – um weder der eigenen Gesundheit noch dem Ökosystem zu schaden.

„Nose to tail“: Nachhaltige Nutzung des gesamten Tieres

Nose to tail“ ist ein Konzept, bei dem möglichst alle Teile eines Tieres genutzt werden. Es ist eine Art Gegenbewegung zur modernen Gewohnheit, nur das Muskelfleisch und insbesondere die edlen Fleischstücke wie Filet oder Steak im Speiseplan zu haben. Es werden also bspw. auch Innereien oder die Knochen des Tieres genutzt.

Das bringt verschiedenste Vorteile mit sich:

  • Es ist deutlich nachhaltiger, da die Lebensmittelverschwendung reduziert werden kann.
  • Es schont den Geldbeutel, da diese unbeliebten Teile des Tiers meist sehr günstig angeboten werden.
  • Es ist gesund, da es die Vielfalt des Speiseplans erhöht und es sich um äußerst nährstoffreiche Lebensmittel handelt.

Den hohen Wert von Innereien erkennen auch wilde Tiere wie bspw. Wölfe oder Löwen, die nach dem Reißen ihrer Beute zuerst die Organe fressen. Zudem schreibt auch der Gesundheitsforscher Weston Price zu seinen Beobachtungen von u.a. den indianischen Bewohnern im Norden Kanadas:

„Wie ich feststellen konnte, legen die Indianer großen Wert darauf, die Innereien und teilweise auch die Darmauskleidung der von ihnen erlegten Tiere zu verzehren, während sie das Muskelfleisch häufig an ihre Hunde verfüttern.“ – Weston A. Price [1]

Des Weiteren finden sich in der altdeutschen Küche zahlreiche, teils in Vergessenheit geratene Gerichte mit Innereien wie z.B. Leberknödel, saure Nieren oder Zungenragout. Auch das lange Auskochen von Knochen – sowie Knorpeln – hat lange Tradition. Damit wird v.a. wertvolles Kollagen gewonnen, das in anderen tierischen Produkten nur in geringeren Mengen enthalten ist. Darüber hinaus gilt Knochenbrühe seit jeher als stärkend und kräftigend.

Zusammenfassung:

  • Die traditionelle Ernährung orientiert sich an den Essgewohnheiten ursprünglich lebender Völker sowie historisch geprägter Kulturen und erweckt die Ernährungsweise vor der industriellen Lebensmittel-Verarbeitung wieder zum Leben.
  • Die Forschungsarbeiten von Weston A. Price in den 1930er Jahren haben das heutige Verständnis der traditionellen Ernährung entscheidend geprägt.
  • Traditionelle Ernährung enthält eine hohe Vielfalt pflanzlicher, möglichst regionaler Lebensmittel in biologischer Qualität.
  • Hochwertige, tierische Lebensmittel gemäß dem Prinzip „Nose to tail“ komplettieren die traditionelle Kost.
  • Die Lebensmittel werden möglich naturbelassen verzehrt oder durch klassische Methoden wie Einweichen, Fermentieren und Keimen verarbeitet.

Gesundheitliche Vorteile der traditionellen Ernährung

Traditionelle Ernährungsweisen bringen zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich. Denn durch die natürliche Nahrungsmittelauswahl entfallen viele Probleme der modernen, westlichen Ernährungsweise. So beinhaltet eine traditionelle Ernährung:

  • Nahrungsmittel in ihrer natürlichen Zusammensetzung
  • Eine hohe Dichte an Nährstoffen, Vitalstoffen und Ballaststoffen
  • Durch geschickte Zubereitung weniger Antinährstoffe bzw. Hemmstoffe und somit besser bioverfügbare Nährstoffe
  • Keine künstlich gehärteten Fette oder Transfette (wie sie z.B. beim Frittieren entstehen)
  • Keine nährstoffberaubten Kohlenhydrate (wie Weißmehl oder raffinierter Zucker)
  • Keine fragwürdigen Zusatzstoffe
  • u.v.m.

In Summe ergibt sich demnach eine hohe Aufnahme an grundsätzlich gesundheitsförderlichen Stoffen und eine tendenziell geringere Zufuhr schädlicher Stoffe. Außerdem verringert sich hierdurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine chronisch erhöhte Energieaufnahme, die zu Übergewicht führen kann. Diese Aspekte können zu einem stark verringerten Risiko für die typischen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Karies führen.

Deckt sich die traditionelle Ernährung mit den Empfehlungen der modernen Ernährungswissenschaft?

Dabei deckt sich die Nahrungsmittelauswahl der traditionellen Ernährung auch zu großen Teilen mit Empfehlungen der modernen Ernährungswissenschaft:

  • Viel Obst und Gemüse
  • Vollkorngetreide statt Weißmehl-Produkten
  • Kein bzw. wenig Zucker
  • Regelmäßig Hülsenfrüchte verzehren
  • Vermeidung stark verarbeiteter Lebensmittel

Ein großer, nennenswerter Unterschied besteht hingegen in der Fett-Zufuhr. Während in einigen Ausprägungen der traditionellen Ernährung viele tierische, fetthaltige Lebensmittel (wie Fleisch, Butter und Eier) verzehrt werden, wird in modernen Ernährungsrichtlinien häufig vor dem übermäßigen Konsum gesättigter Fette aus Tierprodukten gewarnt. Bei genauerer Betrachtung des Sachverhalts wird diese Differenz besser nachvollziehbar. Nennenswerte Punkte, die auch in der Ernährungswissenschaft diskutiert werden, sind z.B.:

  • Die Verarbeitung: In westlichen Ländern tragen Lebensmittel wie Wurst, Burger oder ein frittiertes und paniertes Schnitzel maßgeblich zum Fleischkonsum bei. Werden weniger solcher Lebensmittel verzehrt, ist es wenig verwunderlich, wenn in Studien positive Effekte auf die Gesundheit festgestellt werden.
  • Die Qualität: Fleisch und Innereien aus Weidehaltung oder von Wildtieren weisen andere Inhaltsstoffe auf als mit Kraftfutter gemästete Tiere aus der Massentierhaltung – z.B. hinsichtlich der Fettsäuren-Zusammensetzung. In groß angelegten Beobachtungsstudien wird i.d.R. nicht nach Fleischqualität unterschieden.
  • Der Gesamtkontext: Ob das Steak für gewöhnlich entweder zusammen mit Pommes oder mit gedünstetem Brokkoli auf dem Teller landet, kann einen Unterschied auf die ernährungsphysiologischen Effekte von Fleisch haben.

Wenn Qualität und Gesamternährung stimmen, können tierische Produkte maßgeblich zur Versorgung mit wichtigen Nährstoffen beitragen, die in pflanzlichen Lebensmitteln wenig oder gar nicht vorkommen. Dazu zählen bspw. Vitamin B12, direkt nutzbares Vitamin A, gut bioverfügbares Eisen und Zink sowie Vitaminoide wie Cholin.

Zusammenfassung:

  • Traditionelle Ernährung enthält natürliche Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte und ist frei von vielen Problemen der heutigen, westlichen Ernährungsweise.
  • Zu großen Teilen stimmen die Prinzipien der traditionellen Ernährung auch mit den Empfehlungen der modernen Ernährungswissenschaft überein.
  • In der Folge kann traditionelle Ernährung das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes reduzieren.

Fazit: Traditionelle Ernährung für mehr Natürlichkeit und Gesundheit

Traditionelle Ernährung bietet eine wertvolle Grundlage für eine ausgewogene und gesunde Lebensweise, indem sie auf natürliche, nährstoffreiche Lebensmittel und bewährte Zubereitungsmethoden setzt. Im Einklang mit vielen wissenschaftlich fundierten Ernährungsempfehlungen kann sie damit das Risiko für moderne, ernährungsmitbedingte Erkrankungen reduzieren und so eine Grundlage für ein natürlich gesundes Leben bieten.

FAQ – Kurze Antworten auf häufige Fragen

Was ist traditionelle Ernährung?

Die traditionelle Ernährung ist keine einheitlich definierte Ernährungsweise, sondern vielmehr ein Konzept. Dieses orientiert sich bei der Auswahl der Lebensmittel und deren Zubereitungsmethoden an der Ernährung ursprünglich lebender (Natur-)Völker und traditionell geprägter Kulturen. Auch historische, über lange Zeiträume hinweg entwickelte und teils wieder in Vergessenheit geratene Ernährungsgewohnheiten der westlichen Welt können Teil der traditionellen Ernährung sein.

Kurzum: Die traditionelle Ernährung erweckt die Ernährungsweise vor der industriellen Lebensmittel-Verarbeitung wieder zum Leben.

Was sind die Grundlagen der traditionellen Ernährung?

Zu den Grundlagen der traditionellen Ernährung gehören:

  • Eine hohe Vielfalt pflanzlicher, wenig verarbeiteter Lebensmittel
  • Klassische Verarbeitungsmethoden, die Lebensmittel bekömmlicher machen: Einweichen, Keimen und Fermentieren
  • Verzehr regionaler Lebensmittel in Bio-Qualität
  • Nutzung von Tieren als Nahrungsquelle gemäß dem Grundsatz „Nose to tail“

Was sind die gesundheitlichen Vorteile der traditionellen Ernährung?

Traditionelle Ernährung ist i.d.R. reich an Mikronährstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen, während auf raffinierte Kohlenhydrate, Transfette oder fragwürdige Zusatzstoffe weitgehend verzichtet wird. All diese Aspekte können zu einem verringerten Risiko für die typischen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Karies führen.

Was ist Weston Price Ernährung?

Die Weston Price Ernährung orientiert sich an den Forschungsergebnissen des amerikanischen Zahnarztes Weston A. Price. In den 1930er Jahren untersuchte er weltweit die traditionellen Ernährungsweisen indigener Völker und ursprünglich lebender Gemeinschaften. Er stellte fest, dass die westliche Ernährung mit modernen Krankheiten zusammenhängt, während natürliche, höchstens traditionell verarbeitete Lebensmittel der Gesundheit zuträglich sind.

Quellen

  1. Price, Ernährung und körperliche Degeneration: Die schockierende Feldstudie über den Schaden, den die moderne industrielle Nahrung unserer Gesundheit zufügt, 1st ed. Originaltitel: Nutrition and Physical Degeneration: MobiWell, 2020.
  2. Storck and Beeck, Die neue Traditionelle Ernährung, 3rd ed. 2022.
  3. Elizabeth, Machado, et al., ‘Ultra-Processed Foods and Health Outcomes: A Narrative Review’, Nutrients 2020, Vol. 12, Page 1955, vol. 12, no. 7, p. 1955, Jun. 2020. [Accessed: 16 August 2024].
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