Tryptophan: Seine zentrale Bedeutung für die menschliche Psyche und den Energiestoffwechsel – Ein Überblick
Inhaltsverzeichnis
- Aminosäure mit großer gesundheitlicher Bandbreite
- Tryptophan und seine biologisch-aktiven Abbauprodukte
- Gezielte Supplementierung mit Tryptophan als Nahrungsergänzungsmittel
- Fazit
Aminosäure mit großer gesundheitlicher Bandbreite
Tryptophan ist eine der 9 essenziellen Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen, sondern ausschließlich über die Nahrung aufnehmen kann.
Die Aminosäure ist überlebenswichtig für die ordnungsgemäße Funktion zahlreicher Körperprozesse und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit, Lebensqualität und des allgemeinen Wohlbefindens. Gesundheitsexperten weltweit gehen sogar so weit, dass sie eine Supplementierung mit Tryptophan bzw. den Verzehr Tryptophan-angereicherten Essens zur Gesundheitsprävention empfehlen1,2.
Der Körper profitiert vor allem von den biologisch aktiven Zwischenstufen des Tryptophans
Dabei ist nicht so sehr Tryptophan an sich entscheidend für die Gesundheit, sondern vielmehr seine zahlreichen biologisch-aktiven Zwischenprodukte, in welche es im menschlichen Körper umgewandelt wird.
Denn nur ein ganz geringer Anteil (1 %) von Tryptophan wird im Rahmen der Proteinbiosynthese selbst in Proteine und Peptide verbaut. Der überwiegende Teil wird dagegen verstoffwechselt.
Tryptophan und seine biologisch-aktiven Abbauprodukte
So wird Tryptophan im menschlichen Körper über zwei Stoffwechselwege abgebaut, den sog. Kynurenin-Stoffwechsel, der wichtige Zwischenstufen für den Energiestoffwechsel liefert, und den sog. Serotonin-Stoffwechsel. Dieser dient u.a. zur Herstellung des Neurotransmitters Serotonin und des Schlafhormons Melatonin, die beide entscheidend für eine gesunde Psyche und gute Schlafqualität sind.
Zusätzlich kann Tryptophan auch von den gesundheitsfördernden (protektiven) Bakterienstämmen des Darmmikrobioms über ihre bakterienspezifischen Enzyme in spezielle Metabolite (Zwischenstufen) umgewandelt werden, die zum Erhalt der Darmgesundheit beitragen2.
Die Umwandlung von Tryptophan im Kynurenin-Stoffwechsel und seine Bedeutung für den Energiestoffwechsel
95 % des aufgenommenen Tryptophans aus der Nahrung fließen dabei in den Kynurenin-Stoffwechsel. Dieser bildet Nicotinsäure (auch kurz Niacin genannt), die zu den wasserlöslichen Vitaminen des Vitamin-B-Komplex zählt und eine Vorstufe für die Bildung von NAD+ ist.
NAD+ als finales Endprodukt der Verstoffwechselung ist ein elementares Coenzym des Körpers. Durch seine Bindung an zahlreiche Enzyme des Körpers, aktiviert und beschleunigt es deren Funktion und nimmt maßgeblich Einfluss auf die Energieproduktion und den Energiestoffwechsel des Körpers.
NAD+ fördert die Bildung von Langlebigkeitsproteinen
Als weitere Besonderheit reguliert NAD+ konzentrationsabhängig auch die Aktivität und Bildung von Sirtuinen. Diese werden oftmals als „Langlebigkeitsproteine“ bezeichnet, da sie die Reparatur-Mechanismen der DNA bis ins hohe Alter aufrechterhalten, was gerade für eine korrekte Zellteilung von zentraler Bedeutung ist.
Andernfalls drohen Replikationsfehler, sog. Fehler bei der Kopie der DNA, welche die Zellen in ihrer Funktionalität beeinträchtigen oder gar zur Entartung bzw. der Entstehung von Krebszellen führen können.
NAD+ als Jungbrunnen für den Energiestoffwechsel
NAD+ wirkt sich zudem auch als „Jungbrunnen“ aus, indem es den Energiestoffwechsel hochhält. Gerade im Alter kämpfen viele mit der natürlichen Abnahme der NAD+-Bildung und den damit verbundenen, negativen Veränderungen des Stoffwechsels.
So führt ein langsamerer Stoffwechsel zu einer verlangsamten und gegebenenfalls qualitativ abnehmenden Gewebebildung, einer geringeren Energiebereitstellung und, damit verbunden, einer verringerten Leistungsfähigkeit. Die Tendenz „Fett anzusetzen“ steigt und damit auch das Risiko von Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Tryptophan als Grundvoraussetzung zur Bildung von Nicotinsäure und NAD+ nimmt damit eine zentrale Rolle für einen gesunden Energiestoffwechsel ein2.
Die Umwandlung von Tryptophan im Serotonin-Stoffwechsel und seine Bedeutung für die Psyche und einen gesunden Schlaf
Darüber hinaus fließen lediglich 1-2 % des aufgenommenen Tryptophans im Körper in den Serotonin-Stoffwechsel. Diese sind jedoch entscheidend, um den lebensnotwendigen Neurotransmitter Serotonin und das Schlafhormon Melatonin herzustellen2.
Serotonin ist entscheidend für die psychische Widerstandskraft
Denn Serotonin spielt als Neurotransmitter eine herausragende Rolle für die Psyche. Aufgrund seines stimmungsaufhellenden Effekts wird es auch als „Glückshormon“ bezeichnet.
Es löst Ängste, verringert depressive Verstimmungen und steigert das allgemeine Wohlbefinden. Auf diese Weise bleibt die Psyche auch bei hoher Belastung stabil und gesund.
Tryptophan-Supplementierung zur Steigerung der Gefühlslage
Und Tryptophan als unmittelbare Vorstufe von Serotonin ist für die Herstellung von Serotonin unabdingbar. Einige Studien weisen bereits positive Zusammenhänge zwischen Psyche und dem alleinigen Tryptophan-Konsum auf.
So wurden, in Abhängigkeit von der Dosis, bei verschiedenen Probanden-Gruppen durch die Einnahme von Tryptophan eine Abnahme von Angstzuständen, Reizbarkeit und depressiven Symptomen beobachtet3,4.
Tryptophan als Vorstufe des Schlafhormons Melatonin
Darüber hinaus nimmt Tryptophan auch positiven Einfluss auf die Psyche, indem es als Vorstufe von Melatonin einen gesunden Schlaf fördert. Denn eine ausreichende Schlafqualität und -Quantität sind wichtig – nicht nur für die körperliche, sondern gerade auch die geistige Gesundheit.
Melatonin senkt den Energieverbrauch und Blutdruck am Abend
So ist Melatonin der Vorbereiter für den Schlaf. Das Schlafhormon reguliert den sog. Schlaf-Wach-Rhythmus, indem seine Produktion mit abnehmender Tageslichtmenge steigt. Durch die ansteigende Melatonin-Synthese wird der Energieverbrauch heruntergefahren und Blutdruck sowie Körpertemperatur sinken zur Schlafvorbereitung ab. Im Gegenzug fällt der Cortisol-Spiegel, der tagsüber Konzentration und Wachheit vermittelt, sodass es zu einer weiteren muskulären und geistigen Entspannung kommt. Körper und Geist kommen zur Ruhe, was Voraussetzung für einen tiefen, erholsamen Schlaf ist.
Walnüsse und Bananen fördern das Einschlafen auf natürliche Weise
Gerade der Verzehr Tryptophan-haltiger Snacks wie Walnüsse und Bananen in ausreichend zeitlichem Abstand vor dem Schlafen gehen, haben sich in naturheilkundlichen Verfahren bewährt, um die Melatonin-Produktion anzukurbeln und das Einschlafen zu erleichtern.
Tryptophan bzw. Melatonin bringen einen gestörten Schlaf wieder zurück in die Balance
Bei schwerwiegenderen Einschlaf- und Durschlafstörungen kann eine gezielte Supplementierung mit Tryptophan in hochkonzentrierter Form bzw. die direkte Einnahme von Melatonin unterstützen. In Studien hat Melatonin erwiesenermaßen gezeigt, dass es die Einschlafzeit verkürzen sowie die Schlafqualität verbessern kann.
Tryptophan als Nahrungsergänzung unterstützt langfristig und ganzheitlich
Allerdings stellt die Melatonin-Einnahme nur eine Übergangslösung dar, bis sich wieder ein gesunder Schlaf-Wach-Rhythmus eingependelt hat. Tryptophan als gezielte Aminosäure-Supplementierung dagegen unterstützt auf natürliche Weise den Bedarf, der nur über die Ernährung abgedeckt werden kann, und fördert neben der Vorstufe zur Melatonin-Bildung auch ganzheitlich die Gesundheit.
Verstoffwechselung von Tryptophan durch die Darmbakterien stärkt die Darmgesundheit
Neben den beiden Abbau-Wegen von Tryptophan im menschlichen Körper gibt es noch einen weiteren bakteriellen. Denn auch die protektiven (gesundheitsfördernden) Bakterienstämme der Darmgesellschaft können Tryptophan verstoffwechseln. Sie wandeln Tryptophan u.a. zu Indol um. Indol, zusammen mit weiteren Abbauprodukten, beeinflusst die Darmgesundheit auf verschiedene Weise.
So fördert Indol die Bildung der sog. „Tight Junctions“ in den Darmepithelzellen. Hierbei handelt es sich um Zellverknüpfungen, welche die benachbarten Epithelzellen über ein gürtelartiges Netzwerk aus Membranproteinen verbinden. Diese Verbindungen sind essenziell für eine gute Barrierefunktion und die Integrität der Darmbarriere. Je stärker die Darmbarriere ist, desto weniger können schädliche Toxine und Krankheitserreger aus dem Darm in den Körper gelangen.
Zudem moduliert Indol auch die Aktivität pro- und anti-entzündlicher Gene in den Darmepithelzellen und inhibiert (hemmt) Entzündungsprozesse5. Die sog. Indol-3-Propionsäure schützt darüber hinaus als potentes Antioxidans vor oxidativem Stress.
Gezielte Supplementierung mit Tryptophan als Nahrungsergänzungsmittel
Der Körper ist durchaus in der Lage, Tryptophan über die Nahrung aufzunehmen. So gehören zu den Tryptophan-reichsten Lebensmitteln u.a. Eier, Fisch, Fleisch, Milchprodukte sowie Sojabohnen, Cashewkerne, Walnüsse, Hafer und Bananen.
Die Vorteile von Tryptophan als Nahrungsergänzungsmittel
Warum sich also für Tryptophan als Nahrungsergänzungsmittel entscheiden? Die Antwort liegt in der unterschiedlichen Aufnahmefähigkeit von Tryptophan im Körper begründet.
Gerade, wenn es um die Passage der Blut-Hirn-Schranke geht, konkurriert Tryptophan mit zahlreichen anderen Aminosäuren um die Transportmoleküle, welche die Aufnahme vermitteln. Daher ist bei einer hochkonzentrierten Einnahme eines Tryptophan-Monopräparats die Aufnahme über die Blut-Hirn-Schranke gerade zur gezielten Stärkung der Psyche und Schlafförderung statistisch gesehen begünstigt.
Bei klassischen Lebensmitteln dagegen, die eine Vielzahl von Aminosäuren, Vitaminen, sekundären Pflanzenwirkstoffen, etc. enthalten, ist die Konkurrenz entsprechend groß. Daher bringen vor allem Tryptophan-angereichertes Essen oder – der Einfachheit halber – L-Tryptophan in Reinform einen echten Mehrwert für die Gesundheit.
Fazit
Tryptophan stärkt über Serotonin eine positive Psyche, fördert über Melatonin einen gesunden Schlaf und sorgt gerade auch im Energiestoffwechsel dank seiner zahlreichen multifunktionalen Abbauprodukte für eine gesunde Körperphysiologie. Zusammengenommen ist es eine Aminosäure, die das allgemeine Wohlbefinden stärkt und sich ideal zur Gesundheitsprävention eignet.
Quellen
- B. Poeggeler, S. K. Singh, M. A. Pappolla, “Tryptophan in Nutrition and Health”, Int J Mol Sci, vol. 23, no. 10, p. 5455, May 2022.
- S. Comai et al., “Tryptophan in health and disease”, Adv Clin Chem, vol. 95, pp. 165–218, Jan. 2020.
- G. Lindseth, B. Helland and J. Caspers, “The effects of dietary tryptophan on affective disorders”, Arch Psychiatr Nurs, vol. 29, no. 2, pp. 102–107, Apr. 2015.
- M. C. W. Kroes et al., “Food can lift mood by affecting mood-regulating neurocircuits via a serotonergic mechanism”, Neuroimage, vol. 84, pp. 825–832, Jan. 2014.
- L. S. Zhang and S. S. Davies, “Microbial metabolism of dietary components to bioactive metabolites: opportunities for new therapeutic interventions”, Genome Medicine 2016 8:1, vol. 8, no. 1, pp. 1–18, Apr. 2016.