R-Alpha-Liponsäure: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

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R-Alpha-Liponsäure: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick
zuletzt aktualisiert: 28.11.2024
Lesedauer: 7 Min
von der Lebenskraftpur Redaktion
R-Alpha-Liponsäure: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

R-Alpha-Liponsäure: Wirkung und Anwendung – Ein Überblick

R-Alpha-Liponsäure ist ein zentraler Helfer im Energiestoffwechsel und ein potentes körpereigenes Antioxidans. Die besondere Verbindung kann Entzündungen mindern, die Gedächtnisleistung verbessern und unterstützt die körperliche Entgiftung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist R-Alpha-Liponsäure?

R-Alpha-Liponsäure (R-ALA oder nur Alpha-Liponsäure) ist eine schwefelhaltige Fettsäure. Sie kommt als Co-Enzym in den Mitochondrien, den zellulären Energiekraftwerken, fast aller ein- und mehrzelliger Lebewesen vor.

Der menschliche Körper baut sich R-Alpha-Liponsäure normalerweise selbst zusammen oder kann sie über die Nahrung erhalten. Das „R“ bezeichnet dabei die natürliche Form der Alpha-Liponsäure, wie sie in der Nahrung vorkommt bzw. vom Körper selbst gebildet wird.

Daneben existieren synthetische Varianten, die als „S“ und „RS“-Alpha-Liponsäure bezeichnet werden. Gegenüber ihrer natürlichen Variante, der R-Alpha-Liponsäure, sind diese Verbindungen weniger aktiv.

Natürliche Quellen

In tierischen Lebensmitteln ist die Fettsäure besonders reichlich in Niere, Herz und Leber sowie rotem Fleisch enthalten. Nennenswerte vegetarische Quellen sind beispielsweise Spinat und Brokkoli.

Die Bedeutung von R-Alpha-Liponsäure für die Gesundheit

Für den menschlichen Organismus spielt R-Alpha-Liponsäure eine entscheidende Rolle im Energiestoffwechsel. Als wichtiges Antioxidans kann es dank seiner wasser- und fettlöslichen Eigenschaften zudem die Zellen sowohl im Inneren schützen als auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden und das Gehirn vor den gefährlichen Folgen von oxidativem Stress bewahren.

Darüber hinaus bietet R-Alpha-Liponsäure Schutz vor neurodegenerativen Erkrankungen, unterstützt grundlegend die Entgiftungsarbeit der Leber und wird begleitend bei der Behandlung von Diabetes eingesetzt.

Wesentlicher Hilfsfaktor im Stoffwechsel

Die wohl wichtigste Funktion der R-Alpha-Liponsäure ist ihre Aufgabe als enzymatischer Co-Faktor (Hilfsfaktor) bei zahlreichen wichtigen Reaktionen des Stoffwechsels.

Vor allem im Energiestoffwechsel der Kohlenhydrate gibt es enzymatische Reaktionen, die ohne R-Alpha-Liponsäure nicht ablaufen können.

Die Bedeutung für den Kohlenhydrat-Stoffwechsel

So sind zahlreiche Arbeitsschritte nötig, um die über die Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate umzuwandeln und für das Aufladen der körpereigenen Energieakkus (ATP) nutzbar zu machen. Wenn auch nur ein Zwischenschritt des Umbauprozesses ausfällt oder blockiert ist, wird die ganze Verarbeitungskette unterbrochen und die Energiegewinnung kommt zum Erliegen.

Ähnlich wie Motoröl sorgt R-ALA an dieser Stelle dafür, dass die Enzyme, die für den Kohlenhydrat-Umbau zuständig sind, reibungslos arbeiten können1,2.

Unterstützt den Aufbau von Muskelzellen und DNA

Weitere R-ALA abhängige Reaktionen finden sich auch beim Abbau (also der Umwandlung und Nutzbarmachung) der verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAAs = Branched-Chain Amino Acids) sowie der Aminosäuren Glycin und Serin.

Erst durch die speziellen Umwandlungsprozesse können diese Aminosäuren vom Körper genutzt und beispielsweise zur Bildung von Muskelzellen und Nukleinsäuren (DNA-Bausteinen) verwendet werden.

Starkes Antioxidans

Zudem erfüllt R-Alpha-Liponsäure eine bedeutende Aufgabe als Antioxidans im menschlichen Körper und schützt diesen vor den Schäden durch freie Radikale.

Gut zu wissen: Was sind Antioxidantien? 

Antioxidantien sind chemische Verbindungen, die für freie Radikale als Elektronendonatoren (Ladungsübermittler) fungieren, um andere Substanzen im Körper vor Oxidation zu schützen.

Freie Radikale entstehen zum einen natürlicherweise im Zuge unterschiedlicher Stoffwechselprozesse des Körpers, zum anderen aber auch vermehrt durch äußere Faktoren wie Stress sowie eine allgemeine, ungesunde Ernährungs- und Lebensweise.

Freie Radikale befinden sich von Natur aus in einem Elektronen-Ungleichgewicht; ähnlich einer Waage, welche auf einer Seite mehr Gewicht trägt und deshalb in Schieflage steht. Um dies auszugleichen, bedienen sie sich an Elektronen von Körperzellen. Je nach Vorkommen der freien Radikale können das beispielsweise Elektronen aus Herz-, Leber- oder Nervenzellen sein. Aber auch DNA, Enzyme oder Blutbestandteile werden von freien Radikalen als Elektronenquelle genutzt. Im Zuge des Elektronenraubs können diese Strukturen unterschiedlich stark geschädigt werden oder sogar absterben. Passiert dies in großem Maße, können allerlei (schwere) Erkrankungen durch den oxidativen Stress entstehen.

Antioxidantien stoppen diesen Prozess, indem sie freien Radikalen bereitwillig eines ihrer Elektronen abgeben und somit die Körperzellen schützen.

Regeneriert andere Antioxidantien und unterstützt deren Neubildung

R-ALA wirkt dabei nicht nur selbst als Radikalfänger, sondern kann auch andere Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und sogar das wichtige Glutathion regenerieren.

Darüber hinaus verbessert R-ALA die Cystein-Aufnahme der Zellen und unterstützt dadurch auch die Bildung von neuem antioxidativ wirkenden Glutathion. Zudem wird durch R-Alpha-Liponsäure die Bildung von körpereigenen antioxidativen Enzymen wie SOD (Superoxid-Dismutase) und Katalase unterstützt, die wichtige Schutzmechanismen gegen oxidativen Stress bilden2,3.

Gut zu wissen: Was ist Superoxid-Dismutase (SOD)? 

SOD ist ein Enzym, das die Zellen des menschlichen Körpers vor reaktiven Sauerstoffverbindungen, sog. Superoxid-Anionen, schützt.

Diese entstehen beispielsweise in der Atmungskette und sind sehr reaktionsfreudig. Werden sie nicht entschärft, können körpereigene Proteine, Zellstrukturen und sogar das Erbgut geschädigt werden. Aus diesem Grund gibt es SOD in nahezu allen Lebewesen, mit Ausnahme einiger weniger anaerober Bakterien.

Wirkung in Zellmembran, Zellinneren und Gehirn

Seine bemerkenswert vielfältige antioxidative Wirkung verdankt R-ALA dabei seiner Fähigkeit, sich sowohl in Wasser als auch in Fett lösen zu können. Dadurch gelangt R-ALA sowohl in die Zellmembranen (fettlösliches Milieu) als auch ins Zellinnere (wässriges Milieu) und kann dort als Antioxidans genutzt werden.

Darüber hinaus überwindet R-Alpha-Liponsäure auch die Blut-Hirn-Schranke und kann das Gehirn vor Schäden durch freie Radikale schützen1,2.

Schützt R-Alpha-Liponsäure vor neurodegenerativen Erkrankungen?

So wird R-ALA gerade aufgrund seiner Kombination aus nervenschützenden Fähigkeiten und seiner tragenden Rolle im Kohlenhydrat-Stoffwechsel derzeit als potenter Helfer zum Schutz des Gehirns untersucht.

Denn es ist bekannt, dass bei Erkrankungen wie Demenz ein eingeschränkter Energiestoffwechsel innerhalb der Nervenzellen eine Rolle beim Verlauf der Krankheit spielt6,7,8.

Eine Optimierung des Energiestoffwechsels durch R-Alpha-Liponsäure, die zugleich antientzündlich und antioxidativ wirkt, scheint hier theoretisch ein hohes Schutz-Potential zu haben. Bereits mehrere Studien befassen sich mit der schützenden Wirkungsweise der R-Alpha-Liponsäure. Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich jedoch aus den Ergebnissen noch keine eindeutige Aussage ableiten.

Unterstützung von Leber und Entgiftung

Neben dem Gehirn profitiert auch die Leber von R-Alpha-Liponsäure. Sie ist das primäre Organ zur Entgiftung körpereigener Stoffwechselprodukte und Fremdsubstanzen.

Dabei ist die Leber in ihrer Funktion stark abhängig von Glutathion, dem wichtigsten Antioxidans der Zellen. Die Leber nutzt dabei Glutathion, um Stoffwechselprodukte und toxische Fremdsubstanzen zu binden und damit unschädlich zu machen bzw. weiter abzubauen. Zudem schützt Glutathion das Organ vor oxidativem Stress.

Förderung des Wiederaufbaus von Glutathion

Da Glutathion im Rahmen seiner Schutz- und Entgiftungsfunktion verbraucht wird, kommt R-ALA auch eine Funktion im Glutathion-Kreislauf bei. Denn die Fettsäure fördert die Neubildung (Synthese) von Glutathion in der Leber, indem sie die Aufnahme des Glutathion-Bausteins Cystein in die Leberzellen verbessert.

Untersuchungen konnten belegen, dass sich die intrazelluläre Glutathion-Konzentration in Leberzellen durch die Einnahme von R-ALA um mehr als 30 % steigern lässt4,5.

Unterstützt R-Alpha-Liponsäure bei der Entgiftung von Schwermetallen?

In Tierversuchen hat R-ALA zudem vielversprechendes Potential als Ergänzung bei einer Schwermetallvergiftung gezeigt. So konnte für anorganisches Quecksilber eine Förderung der Ausscheidung beobachtet werden, während der unterstützende Ausleitungs-Effekt für organisches Quecksilber (Methyl-Quecksilber) und Cadmium nicht beobachtet werden konnte.

Bisher ließen sich die im Tiermodell gezeigten Ausleitungsfunktionen von R-ALA noch nicht in Humanstudien bestätigen. Viele Heilpraktiker hingegen verwenden R-ALA zur Schwermetallausleitung in der Praxis mit guten Ergebnissen.

Diabetes und diabetische Neuropathie

Anders als bei der Schwermetallausleitung, zu der noch ausreichende Belege fehlen, wird R-ALA bereits medizinisch zur Therapie von diabetischen Folgeerkrankungen eingesetzt und eignet sich auch zur begleitenden Behandlung von Diabetes.

So wird die R-Alpha-Liponsäure bei diabetischer Neuropathie (Schädigung der Nerven durch zu hohe Blutzuckerwerte) verordnet.

Darüber hinaus bietet R-ALA vielfältige Eigenschaften, die bei weiteren Krankheitsaspekten von Diabetes helfen können. Denn R-ALA erhöht die Insulin-Sensitivität, erhält die Blutgefäße gesund und schützt Nerven vor den Folgen eines chronisch erhöhten Blutzuckers1,2.

Fazit

R-Alpha-Liponsäure nimmt eine einzigartige Stellung im Rahmen des Kohlenhydrat-Stoffwechsels ein, der ohne die besondere Säureform nicht normal ablaufen kann. Darüber hinaus ist sie eine der wenigen Antioxidantien, welche die Blut-Hirn-Schranke überwinden und somit das Gehirn direkt vor oxidativen Schäden und neurodegenerativen Erkrankungen schützen kann.

Zudem fördert R-ALA den Wiederaufbau von anderen antioxidativen Stoffen wie den Vitaminen C und E als auch von Glutathion. Sie unterstützt entscheidend die Entgiftungsarbeit der Leber und wird bei der Behandlung von Diabetes und diabetischer Neuropathie eingesetzt. Eine gezielte Ergänzung der normalerweise vom Körper selbst aufgebauten universellen Fettsäure trägt dazu bei, die physiologischen Körperprozesse und Schutzfunktionen auch in Zeiten von erhöhten Bedarfen optimal im Fluss zu halten.

Quellen

  1. A. Gora̧ca, H. Huk-Kolega, A. Piechota, P. Kleniewska, E. Ciejka, and B. Skibska, “Lipoic acid - biological activity and therapeutic potential,” Pharmacol Rep, vol. 63, no. 4, pp. 849–858, 2011, doi: 10.1016/S1734-1140(11)70600-4.
  2. Lipoic Acid | Linus Pauling Institute | Oregon State University”, (accessed Feb. 14, 2022).
  3. A. M. Fayez, S. Zakaria, and D. Moustafa, “Alpha lipoic acid exerts antioxidant effect via Nrf2/HO-1 pathway activation and suppresses hepatic stellate cells activation induced by methotrexate in rats,” Biomedicine & pharmacotherapy = Biomedecine & pharmacotherapie, vol. 105, pp. 428–433, Sep. 2018, doi: 10.1016/J.BIOPHA.2018.05.145.
  4. L. Packer, H. J. Tritschler, and K. Wessel, “Neuroprotection by the metabolic antioxidant alpha-lipoic acid,” Free Radic Biol Med, vol. 22, no. 1–2, pp. 359–378, 1997, doi: 10.1016/S0891-5849(96)00269-9.
  5. J. P. K. Rooney, “The role of thiols, dithiols, nutritional factors and interacting ligands in the toxicology of mercury,” Toxicology, vol. 234, no. 3, pp. 145–156, May 2007, doi: 10.1016/J.TOX.2007.02.016.
  6. D. A. Butterfield and B. Halliwell, “Oxidative stress, dysfunctional glucose metabolism and Alzheimer disease,” Nature Reviews Neuroscience 2019 20:3, vol. 20, no. 3, pp. 148–160, Feb. 2019, doi: 10.1038/s41583-019-0132-6.
  7. X. Yan, Y. Hu, B. Wang, S. Wang, and X. Zhang, “Metabolic Dysregulation Contributes to the Progression of Alzheimer’s Disease,” Frontiers in Neuroscience, vol. 14, p. 1107, Nov. 2020, doi: 10.3389/FNINS.2020.530219/BIBTEX.
  8. B. M. Kuehn, “In Alzheimer Research, Glucose Metabolism Moves to Center Stage,” JAMA, vol. 323, no. 4, pp. 297–299, Jan. 2020, doi: 10.1001/JAMA.2019.20939.
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