Inhaltsverzeichnis
- MPC aus Traubenkernen – Was ist das?
- Die Biologische Funktion von MPC und OPC
- Was unterscheidet MPC oder OPC von anderen Antioxidantien?
MPC aus Traubenkernen – Was ist das?
OPC steht für Oligomere Proanthocyanidine und MPC für Monomere Proanthocyanidine – aber was bedeutet das? Oligomere heißt so viel wie „wenige“ und Monomere so viel wie „einzeln“. OPCs sind also kleine Ketten aus MPC-Bausteinen. Sowohl OPCs als auch MPCs sind Sammelbegriffe für verschiedene Stoffe. MPCs können zum Beispiel Catechine und Epicatechine sein. Catechine sind beispielsweise auch konzentriert in grünem Tee enthalten. Die entsprechenden OPCs dazu wären dann kleine Catechin-Ketten. Je nach dem aus wie vielen MPC-Einheiten die OPC Kette besteht unterscheidet man Dimere (2 Einheiten), Trimere (3), Tetramere (4) usw.
Aber wo liegt jetzt der Unterschied in zwischen OPC und MPC?
Bioverfügbarkeit: MPC wird deutlich besser aufgenommen als OPC
Entscheidend für die unterschiedlichen Effekte ist vor allem die Bioverfügbarkeit. Den Unterschied bei der Aufnahme macht hier die Größe der Moleküle aus. Die kleineren MPCs werden deutlich effizienter aufgenommen als OPC-Spezies.
So werden für MPCs in unterschiedlichen Quellen Aufnahmeraten zwischen 45 und 82% genannt1,2.
Je länger die OPC-Kette ist, desto geringer ist die Aufnahme! So haben bereits OPC-Dimere (Kette aus 2) eine so stark verringerte Bioverfügbarkeit, dass die Aufnahme bei unter 1 % im Vergleich zu den MPC-Monomeren liegt1. Bei zunehmender Kettenlänger der OPCs wird die Bioverfügbarkeit noch schlechter1,3.
Die MPC-Monomere sind also bei weitem bioverfügbarer als OPC.
Ist OPC also schlecht?
Nein. Auch wenn OPC dem MPC in Sachen Bioverfügbarkeit deutlich unterlegen ist, wird schon lange diskutiert, wie die beobachteten Effekte von OPC zu erklären sind. Am wahrscheinlichsten gilt, dass die Darmflora das OPC in kleinere Spezies aufspaltet bzw. verstoffwechselt. Diese kleineren Spalt- und Stoffwechselprodukte haben wiederum ihre völlig eigenen Eigenschaften.
Zudem wird diskutiert, ob OPC die Darmflora als solche beeinflusst und Teile der positiven Effekte darüber vermittelt werden3,4.
Sowohl OPC als auch MPC haben positive Effekte auf den Körper
Zum gegebenen Zeitpunkt scheint es daher am sinnvollsten zu sein einen vollwertigen Traubenkernextrakt mit OPC und MPC einzunehmen, der einen hohen Anteil der bioverfügbaren MPCs aufweist. So profitiert man am ehesten von diesem Naturprodukt.
Bei den meisten Produkten ist jedoch der MPC-Gehalt sehr niedrig oder wird gar nicht angegeben.
Die Biologische Funktion von MPC und OPC
Die biologischen Effekte von OPC und MPC sind sehr vielfältig. Die meisten Effekte sind auf antioxidativen Eigenschaften zurückzuführen.
Sowohl OPC als auch MPC sind starke Antioxidantien
Oxidativer Stress entsteht, wenn sogenannte „reaktive Sauerstoffspezies“ (ROS) und freie Radikale im Rahmen des Stoffwechsels entstehen. Dies ist nicht zu vermeiden und der Körper hat dafür auch eigene Schutzsysteme wie Enzyme zum Abbau der ROS.
Von oxidativem Stress spricht man, wenn die Menge der Auftretenden ROS und Radikale die Kapazitäten der körpereigenen Schutzsysteme überlastet. Besonders intensiv tritt dieser Stress bei Infektionskrankheiten oder starker körperlicher und psychischer Belastung auf.
Tritt oxidativer Stress längerfristig auf, stellt er ein Risiko für die Gesundheit dar und kann die Entstehung zahlreicher Krankheiten begünstigen5.
Traubenkernextrakt für die kardiovaskuläre Gesundheit
Eine der bekanntesten Effekte von Traubenkernextrakt sind seine positiven Effekte auf die Herz- und Gefäßgesundheit.
Für die Entspannung unserer Blutgefäße ist das „Stickstoffmonoxid“ (NO) von zentraler Bedeutung. Traubenkernextrakt hat einen positiven Einfluss auf die zirkulierende Menge an NO und schützt damit unsere Blutgefäße6,7.
Darüber hinaus zeigt Traubenkernextrakt positive Effekte auf den Blutdruck, reguliert Blutfettwerte und verhindert die Oxidation von LDL-Cholesterin8,9,10.
Zudem wurden positive Effekte auf die Insulinsensitivität beobachtet. Traubenkernextrakt könnte also für die kardiovaskuläre Gesundheit bei Diabetikern interessant sein.
Traubenkernextrakt für die kognitive Gesundheit
Oxidativer Stress begünstigt die Alterung des Gehirns und stellt einen Risikofaktor für die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen dar. So ist oxidativer Stress bspw. ein Teil der Pathogenese (Krankheitsentwicklung) bei Morbus Alzheimer11.
Traubenkernextrakt hat durch seine antioxidativen Eigenschaften großes Potential diesem Prozess entgegenzuwirken. Zahlreiche Studien bestätigen die positiven Effekte von Proanthocyanidinen auf die Gesundheit des Gehirns und den Erhalt kognitiver Fähigkeiten .
Eine Vielzahl von Tierstudien berichtet von vielversprechenden Ergebnissen in Alzheimer-Modellen. So wurde beobachtet, dass Polyphenole aus Traubenkernen die Menge des sogenannte β-Amyloid reduzieren kann, welches eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Alzheimer Krankheit einnimmt4,12. Es wurden außerdem positive Effekte auf körpereigene antioxidative Schutzsysteme beobachtet4,12.
Eine erhöhte Zufuhr von Polyphenolen wird aber auch im Menschen mit positiven Effekten auf kognitive Fähigkeiten wie der Gedächtnisleistung assoziiert13.
Die Proanthocyanidine (MPC und OPC) haben sich in einigen Studien, bezüglich ihres Potentials Nerven und Gehirn zu schützen, als effektiver herausgestellt als andere Polyphenole4,14.
Traubenkernextrakt hat antibakterielle Effekte
Traubenkernextrakt und extrahierte Einzelsubstanzen haben in verschiedenen Studien immer wieder potente antimikrobielle Effekte gezeigt, wie etwa gegen Heliobacter pylori oder Escherichia coli4,6,15. Gegen bestimmte Bakterien wie Staphylococcus aureus war Traubenkernextrakt so potent, das das Bakterienwachstum unter Laborbedingungen um 99 % reduziert werden konnte16.
Neben antibakteriellen Effekten wird auch immer wieder von antiviralen Effekten berichtet17,18.
Traubenkernextrakt bei Entzündungen
Traubenkernextrakt beeinflusst über verschiedene Mechanismen die Entstehung von Entzündungen (antiinflammatorische Effekte). So verringern die Inhaltsstoffe des Extrakts die Bildung zweier Proteine, die in die Entstehung von Entzündungen involviert sind (iNOS und COX-2)12.
Darüber hinaus werden Immunzellen, die an der Initiierung von Entzündungsreaktionen beteiligt sind bei übermäßiger Aktivität gedrosselt, so dass diese weniger entzündungsfördernde Botenstoffe produzieren12,19.
Über diese Mechanismen werden die positiven Effekte von Traubenkernextrakt bei Asthma und Allergien erklärt12,20.
Traubenkernextrakt unterstützt Haut, Bindegewebe und die Wundheilung
Ein Weiteres Anwendungsgebiet von Traubenkernextrakt ist kosmetisch motiviert. Traubenkernextrakt trägt dazu bei, die Haut vor vorzeitiger Hautalterung zu schützen und kann außerdem das Hautbild verbessern. Traubenkernextrakt verbessert die Wundheilung und hat positive Effekte auf die Bildung neuer Blutgefäße und die Kollagenproduktion6.
Was unterscheidet MPC oder OPC von anderen Antioxidantien?
Traubenkernextrakt mit MPC und OPC ist ein natürliches Stoffgemisch mit zahlreichen wertvollen Inhaltsstoffen zur Förderung der eigenen Gesundheit – aber wo liegt der Unterschied zu anderen Antioxidantien? Was ist zum Beispiel der Unterschied zu Carotinoiden wie Beta-Carotin oder Astaxanthin?
Es gibt fett- und wasserlösliche Antioxidantien
Antioxidantien vermitteln ihre Wirkung im Körper milieuspezifisch. Das heißt, dass man ein fettlösliches Antioxidans auch eher in einem wasserfreien Medium innerhalb der Zelle findet. Carotinoide wie das Beta-Carotin aus Karotten oder das bekannte Astaxanthin sind fettlöslich. Sie finden sich daher hauptsächlich in den aus Fettmolekülen bestehenden Zellmembranen und schützen diese vor oxidativem Stress.
Vitamin C hingegen ist sehr gut wasserlöslich und vermittelt seine Effekte im Zellinnere (Plasma), das heißt in einem wässrigen Milieu.
MPC und OPC sind wasserlöslich
Im Gegensatz zu Carotinoiden sind MPC und OPC aus Traubenkernextrakt wasserlöslich und finden sich damit, wie auch das genannte Vitamin C, im wässrigen Medium im inneren der Zelle. Im Unterschied zu Vitamin C sind MPC und OPC aber deutlich stärkere Antioxidantien und können somit potent vor oxidativem Stress schützen.
Quellen
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